Stare at the marble pillar, holding up my holy fleshprison, that inprisons me!


 2023, Installation
Digitale Malerei auf Stoff, Ballistische Gelatine 108  x 190 cm

Die Arbeit Stare at the marble pillar, holding up my holy fl eshprison, that imprisons me! begann während meiner Studienzeit bei Nikolas Gambaroff Ende 2020 inmitten der Coronapandemie. Der digitale Teil der Arbeit wurde damals collagiert, wohingegen 2023 die weitere Verarbeitung, der Ausdruck auf Stoff und das Eingießen in Schweinegelatine, in der Klasse Lena Ziese – meiner Abschlussklasse – stattfand. Die Arbeit wurde im Herbst für die Ausstellung Unser Haus des gleichnamigen Kunstkollektivs 2023 fertiggestellt. Die Motive dieser Arbeit spielen mit innerer Scham, peinlichen sozialen Situationen, Ängsten sowie mit der Frage, wie einen Andere sehen, und nach der eigenen Existenz, die nun mal in dem eigenen Körper – dem heiligen Fleischgefängnis – stattfindet.
In der linken unteren Ecke der Rückseite überdeckt der Songtext:

„I promise to protect you Until the day I die. Clinging to what little you had come with Until my fi ngernails scratched through to bone Collapsing in arms of uncertainty Knowing I could never let you go Tearing out what‘s left of my insides To spare you from your sickness.“

aus dem Song Whispers of Your Death von Counterparts den kahlrasierten Kopf von Britney Spears. Britney Spears, die fälschlicherweise und gegen ihren Willen in Gefangenschaft lebte, musste lange Zeit Spott und Ausnutzung durch ihren Vater, ihre Kinder und ihren Partner ertragen. Diese Menschen brachten ihr so viel Leid, und obwohl ich mich sonst nicht wirklich für Stars interessiere, empfi nde ich große Sympathie für sie. Ihr Leiden, das über die Jahre mehr und mehr ans Licht kommt, berührt mich tief.
Der beidseitig bedruckte und gefütterte Stoff , welcher meine Körpermaße hat, wurde rundum mit ballistischer Gelatine begossen, die in die Poren des Stoff es eingedrungen ist und das gedruckte Bild nun wie ein fleischiger Käfig umhüllt. Nur an manchen Stellen weicht die Gelatine, ein kurzer Augenblick der Freiheit für das digital entstandene Bild!

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Während der ersten Ausstellung in der ich die Arbeit präsentiert habe, mussten sich die Besucher*innen an dem mit Ketten und Fleischerhaken von der Decke hängenden Bild vorbeiquetschen, um in den obersten Stock unserer Ausstellung zu gelangen. Meine Absicht war es, die Rezipient*innen zu zwingen, die Arbeit haptisch zu erleben, mit ihr zu interagieren, sie zur Seite zu schieben und vielleicht in den Genuss des Materials zu kommen und mein Bild auch mal vorsichtig zu quetschen oder sogar zu umarmen. Leider trauten sich das nur die wenigsten. Großen Gefallen an der Arbeit hatte dafür ein Hund, der meine Installation entdeckte. Genüsslich rieb er seinen Rücken an der Unterseite meines Gelatinebildes und konnte so seinem Juckreiz entkommen. In meinem künstlerischen Selbstverständnis ist es das größte Kompliment, wenn Tiere oder Menschenkinder meine Arbeiten anregend, spannend oder, wie in diesem Fall, gebrauchbar finden.