Psychophysische Residuen
2025, Installation
biologisch abbaubares, natürliches Verbundmaterial, Duft
Größe variabel
Als Teil meiner sozialen Plastik kam in der gemeinsamen Kunstbetrachtung mit Kindern die Frage auf, ob wir innerhalb des Gedankenspiels einer prädestinierten Realität diese vorgelegten Wege selbstbestimmt nutzen könnten.
Was anfangs wie ein Widerspruch klang, fesselte mich immer stärker – und irgendwann fühlte es sich nicht mehr so abwegig an.
Ich wollte wissen, ob es möglich ist, die eigenen Entscheidungsstränge nicht nur zurückzuverfolgen, sondern auch zu beeinflussen - das Netz aus Wegen, das uns prädestiniert und doch keinen linearen Verlauf kennt.
Während meiner Versuche diese Wege zu lokalisieren und Richtungen zu verklären, stellte sich heraus, dass es kein bloßes Kartografieren war:
Das Netz selbst lebt, widersetzte sich meinen Versuchen, verschiebt seine Knoten, als wollte es mich daran erinnern, dass das Interface, das uns trägt, wirkt - nicht in mir, sondern in der Struktur, die mich umgibt. Ich spürte einen enormen Widerstand in meiner Umgebung!
Um überhaupt in diese Ebene hineinzugelangen, musste ich die erste Schwelle, zwischen den Dimensionen drei und vier überschreiten. Als dreieinhalb dimensionales Wesen Mensch, fand ich intuitiv Zugang durch Träume, die Zukünftiges vorwegnahmen und parallel über Erinnerungen, die interferrierend die Zeitachse ins Vibrieren brachten, bis die Zeit selbst in einen hyperkritischen Aggregatzustand kippte, ein Schwellenmoment, in dem die lineare Chronologie kollabierte und ihre Stränge sich in einem unbestimmbaren, pulsierend vibrierenden Feld überlagerten.
Als ich verstand, befand ich mich gleichzeitig in allen Lebensphasen: geboren, Kind, Jugendlicher, Student, Erwachsener, peinlich Sterbender - ein Wurm aus Momenten, erbarmungslos im Fleischgefängnis der Raumzeit fixiert.
Denn Leben und Ableben sind hier klar erkennbar dasselbe: ein Kontinuum aus unzähligen momentualen Zuständen, die das Fleisch festhalten und jede Flucht verweigern.
Der Übergang in die fünfte Dimension geschah erst, als ich aufhörte zu sehen, zu hören, zu fühlen und mich entschied, nur noch zu riechen. Geruch wurde zur Architektur, zum psychophysischen Interface, das den Eintritt ermöglichte.
Erst hier nahm ich den Raum wahr, der mich umgab, in dem Zeitachsen und ihre Realität wie ich parallel zueinander existieren! Ich roch einen Raum, der die vierte Dimension überhaupt erst möglich machte. Ich roch weiter entfernt, nicht in meiner Realität ein Bauwerk, das diese Geruchsarchitektur künstlich stemmen und biegen sollte.
Es war kein Monument des Erfolgs, sondern ein Monument menschlichen Aussterbens!
Säulen, die autonom an den Fäden der Dimension baumelten.
Ihre Form war der Triplex - DNS nachempfunden.
Unsere DNS erscheint in der dritten Dimension unter normalen Umständen als Doppelhelix, doch in der fünften offenbart sich ein dritter Strang, unsichtbar, aber als Geruch erfahrbar.
In dieser Dreifaltigkeit codieren sich nicht nur Gene, sondern auch eine zusätzliche Instanz: Prädestination, die wie ein Algorithmus wirkt, in dem Zufall bloß eine projezierte Dekohärenz ist.
Die Architektur versuchte, diese Triplex-Form dreidimensional festzuhalten, und scheiterte schon am Geruch, der ihre Struktur zersetzte.
Dass sie auch in diesem Realität sind, ist kein Versehen. Ich habe eine Dimensionsfraktur der fünften Dimension in unsere Dritte gefaltet.
Dass dadurch für uns alle spürbar das Gleichgewicht zerbrach, sehe ich in direkter Verbindung meiner menschentypischen Kurzsichtigkeit.
So materialisierten sich die Säulen als Residuen: fünfdimensionale Abdrücke, psychophysische Imprints, die entstehen, wenn ich die fünfte Dimension in die Dritte falte. Sie haften an uns wie Nachbilder, die nicht mehr verschwinden, phantasmatische Fehldarstellungen in unseren Traumrealitäten.
Keine Monumente, sondern Artefakte, die durch den Übersetzungsbruch zwischen den Dimensionen entstehen, haptisch und olfaktorisch, ein Abdruck kulturellen und sozialpolitischen Zerfalls, der auch uns überdauern wird!