Nantaimori – ein rosig, schmackhafter,
doch haariger Schutzpatron
Digitaldruck auf PVC, Aluminiumplatte, Pannesamt, Silikon, pakistanisches Rosenöl
172,6 × 96,3 cm
Nantaimori – ein rosig, schmackhafter, doch haariger Schutzpatron erscheint als zweidimensionale Version meiner selbst, die die Grenzen ihrer Dimension zu biegen scheint, in den Raum, liebevoll nach den Rezipient*innen greift, das zwei christliche Ikonographien miteinander verschränkt.
Zum einen die Pelikan-Allegorie, deren Ursprung in der antiken Beobachtung des sich rötlich färbenden Brustgefieders, des Hochwürgens von Fischkadavern und der Fütterung der Jungen liegt. Als Sinnbild für Hingabe und Opferbereitschaft fand sie im zweiten bis vierten Jahrhundert Eingang in den Physiologus und wurde im zwölften Jahrhundert ins Frühmittelhochdeutsche übertragen.
Zum anderen die Tradition des Mantelschutzes, die Schutz und Geborgenheit versprach und so zu einer Geste und Verkörperung der Patronage wurde.
In meiner Arbeit erscheinen diese Gesten, den Rezipierenden, allegorisierend als hängende Fleischlappen und abstrahierte Gedärme, die zugleich an Nahrung, Körper und Verletzlichkeit auf einem Silbertablett dargeboten.
Der Titel verweist auf 男体盛り – Nantaimori, das männliche Gegenstück zum bekannteren 女体盛り – Nyotaimori, bei dem Speisen auf nackten Körpern serviert werden.
Die Besucher*innen können sich unter die Fleischlappen stellen, diese berühren und sich in die Intimität des Materials hineinbegeben. Die Rückseite trägt einen königsblauen Samtstoff, der Nähe fördert und Berührung einlädt. Dazu gesellt sich das wie Sashimi arrangierte Silikon-Gedärm, das der ansonsten flachen Arbeit eine in Häppchen portionierte, nicht zu aufdringliche Dreidimensionalität verleiht. Der Rosenduft dieser Installation erfüllt den Raum, noch bevor die Installation selbst sichtbar wird.
Sakralität und Dekadenz, Fürsorge und Objektifizierung, Geben und Benutztwerden begegnen hier, gebündelt in einer einzigen, wohlwollenden Geste den Rezipierenden.
Nantaimori – ein rosig, schmackhafter, doch haariger Schutzpatron ist keine bloße Darstellung, sondern eine Version meiner selbst, die eigenständig existiert. Sie überschneidet sich mit mir, lebt gleichzeitig neben mir und bleibt doch unabhängig. Die Arbeit bin ich, und ich bin die Arbeit – zwei parallele Wirklichkeiten, die ineinander greifen.