Mycunculus


2025
Künster*innen-Schimmel in Kimmig-Petri-Schalen
je Ø 8 cm

Im Zuge der gemeinsamen Ausstellung Rosaroh zusammen mit Jörg Hechel, Anđa und Max Reubel in der w-i Galerie entstand die Idee für die Edition Rosaroh, für unsere Mycunculi.

Jede einzelne Arbeit dieser Edition, die ich Mycunculus nannte, besteht aus einer
Kimmig Agar-Platte in einer Petrischale, die von uns mit Pilzsporen benetzt wurde, die zuvor unsere Haut bedeckten.
Es gab Mycunculi, die nur von einer ausstellenden Künstler*in mit Schimmelsporen versetzt wurden, und solche, die kollektiv entstanden sind. Die Schimmelkolonien stammen aus verschiedenen Körperregionen der beteiligten Künstler*innen und ihre Herkunft – also die genaue Körperstelle und der Name der jeweiligen Künstler*in – wurde auf der Rückseite notiert.

Ähnlich wie bei einem Homunkulus, einem künstlich geschaffenen Wesen aus der Alchemie, entstanden so künstlich zusammengeführte, lebende Teile, die von unseren Körperteilen abstammen. Jede Person, die einen solchen Mycunculus erwirbt, besitzt somit einen weiterlebenden Künstler*innen-schimmel auf einem hermetisch abgeschlossenen Nährboden.

Der dazugehörige Text entstand gemeinsam mit Max Reubel.

Seither sind weitere Mycunculi entstanden, die Sporen anderer Künstler*innen beherbergen.

Die Arbeit spielt mit der Idee eines Zusammenspiels von Künstlichkeit und Natürlichkeit. Durch die bewusste Benetzung der Agarplatten mit Pilzsporen von der Haut der jeweiligen Künstler*innen wird eine neue, künstliche Einheit geschaffen. Diese erinnert an den mythologischen Homunkulus. Mycunculus stellt eine Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen her.

In dieser Arbeit stelle ich Fragen zur Identität, zur Individualität und zur Gemeinschaft. Jeder Mycunculus ist einzigartig, da er die Sporen der jeweiligen Künstler*innen, somit auch den Lebensraum der jeweiligen Künstler*in in sich trägt und dennoch Teil eines größeren, gemeinsamen Zusammenspiels ist.

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Wie wir Menschen in einem hermetischen System gedeihen, so gedeihen auch die Schimmelsporen auf dem bereitgestellten Nährboden.

Schaue ich durch die Plastikscheibe, sehe ich den Frühling, wenn alles blüht und auflebt,
aber auch das Subtile, das Ungesehene – wie die vielen Schimmelsporen, die uns immer umgeben und sogar auf unserer Haut liegen und warten, wie das Konstante Ableben das wir leben nennen.
Dieses Unsichtbare, Übersehene sichtbar und sogar in der Hand haltbar zu machen, ist ein zentrales Element dieser Arbeit.

Im Aufbau der Ausstellung Rosaroh merkten wir, als wir diese Petrischalen stapelten, eine Mini Skyline einer Mycunculi Stadt entstand, ein Gebilde aus vielen Individuen, die jeweils auch aus einer Vielzahl von Individuen – dem Schimmel – bestehen.

Mycunkulus macht durch die Scheibe der Petrischale, das sich ständig Verändern und Weiterentwickeln, genau wie die Beziehungen zwischen den Menschen, die Mycunculus geschaffen haben, und selbst denen, die es betrachten, durch ihr eigenes Spiegelbild hindurch sichtbar.